Ohne Strom funktioniert zu Hause wenig bis nichts. So auch in unserem Mobil: Beleuchtung, Kühlschrank, die Heizungen, Wasserpumpen, Toilette, Kochherd — alles läuft mit Strom. Da die bestehenden Bleigel-Batterien schon ziemlich verbraucht waren, haben wir uns entschieden, diese durch Lithium-Batterien zu ersetzen. Zudem wollten wir die freie Dachfläche nutzen und die bestehende Solarkapazität von ca. 600W etwa verdoppeln. Und wir möchten bei schlechtem Wetter auf längeren Fahrten die Aufbaubatterien mit Strom vom Motor laden können. Und alles zeitgemäss überwachen. Kurz: die Elektrik wollten wir ziemlich neu machen.
Limitierend war der Platz. Mit viel Optimieren und einem zusätzlichen Brett senkrecht zum bestehenden Elektrotableau hat es trotzdem gepklappt. Die meisten Komponenten kommen von Victron Energy. Wir haben nun:
- 8 Stück LiFeYPO4-Zellen à 400 Ah von Winston samt 123 Smart BMS (gekauft im Set bei GWL). Das ergibt total knapp 10 kWh Speicherkapazität.
- Ein Smart Shunt 500A zur Überwachung der Ströme und Spannung an der Batterie.
- Absicherung der Hochstromkreise mit Safety Hub von Blue Sea Systems. Direkt an der Batterie zusätzlich ein Abzweigbolzen/Sicherungshalter mit 300A SHB-Sicherung.
- Zwei MPPT-Solarregler: ein 100/30 für die bestehenden zwei 330W Panels und ein 150/35 für die neuen vier 150W Solarpanels von Tigerexped.
- Zwei Smart Battery Protect 100A um einerseits 24V Last und andererseits die Solarladeregler ausschalten zu können, wenn das BMS leere resp. volle Batterien meldet.
- Ein Orion DC-DC-Konverter 24/12 70A zur Versorgung aller 12V-Geräte.
- Ein Buck-Boost 100A DC-DC Konverter zum Laden ab Lichtmaschine.
- Ein MultiPlus 24V / 3000W / 70A Wechselrichter/Ladegerät zur Versorgung der 230VAC Geräte sowie zum Laden ab Steckdose.
- Und dann ein Cerbo GX für die Überwachung aller Systeme, samt Display GX Touch 70 und GX Tank 140 für die Füllstände unserer vier Wasser- und Abwassertanks.
- 123 Smart BMS zu USB Adapter für die Einbindung des BMS in den Cerbo GX. Installation der Software auf dem Cerbo mit Package Manager.
- Schaltung und Absicherung der 12V-Verbraucher via Remote Panel von Tigerexped.
Am Ende dauert so ein Umbau natürlich immer länger als gedacht und das eine oder andere unerwartete Problem tritt auf:
- Crimpen von 50mm2 oder 70mm2 Kabel in Rohrkabelschuhe geht mit billigen Zangen fast nicht. Da war es eine Wohltat, ein hydraulisches Crimpwerkzeug von Klauke mieten zu können. Damit machte es richtig Spass.
- Bei engen Platzverhältnissen sind dicke Kabel (35, 50, 70 mm2) sehr widerspenstig und schwer in engen Radien zu verlegen. Hi Flex Kabel von EBROM gingen dagegen super. Ich kann die sehr positiven Bewertungen dieser Firma nachvollziehen. Bestellt am Samstag via Amazon, wurde die Sendung schon am Montag verschickt, erhalten habe ich die Kabel zwei Tage später am Mittwoch. Und sie sind wirklich sehr flexibel und angenehm zu verbauen.
- Rohrkabelschuhe bestellt man besser mit genügend Reserve…
- Das Schema habe ich mit https://www.diagrams.net/ gezeichnet
- Lars von Tigerexped hat mich super beraten, die richtigen Komponenten empfohlen und sogar ein Schema gezeichnet.
- Die Winston-Zellen müssen erst mal parallel geschaltet und auf 3.65V (100%) geladen werden. Sie werden mit 20-30% Ladung geliefert. Mit meinem 5A-Labornetzgerät hätte das ungefähr einen Monat gedauert. Dank einem 20A-Ladegerät ging es dann nur noch eine knappe Woche. Es empfiehlt sich, die Batterien dabei gut zu überwachen.
Und so sieht es nun aus:
Hallo Lorenz,
Bin über Facebook auf Deinem Blog gelandet und bin total begeistert über euer großes Abenteuer auf Rädern!
Wir haben uns vor drei Jahren einen Popup-Camper (OP4 https://www.opuscamper.us/off-road-models/) angeschafft, mit dem wir (auch zu fünft) schon kräftig unseren «home state» erkundet haben. Allerdings meist nur für ein paar Tage, und nicht für ein ganzes Jahr…
Danke für die ausführlichen Blogeinträge, und gerade diesen hier über die Elektrik in eurem Camper Van. Vor zwei Jahren hab ich unseren Camper auch auf Lithium umgerüstet, auch mit MPPT Ladern für Solar und von Lichtmaschine, und einem 12V-120V Inverter. Alles allerdings eine Nummern kleiner als dein Set up.
Wie zufrieden bist Du mit den Winston Zellen? Haben die eingebaute BMS?
Weiterhin eine super Reise, viele schöne Eindrücke und Erinnungen,
Timo
Hallo Timo, schön von Dir zu hören! Dein Camping-Anhänger sieht nach einer super Lösung aus für Trips, wie Ihr sie macht! Bis jetzt funktionieren unsere Winston-Zellen tadellos. Das BMS kommt separat: für das 24V-System habe ich 8 Stück Einzelzellen mit je 400Ah in Serie geschaltet. Dann kannst Du ein BMS Deiner Wahl einbauen, welches die einzelnen Zellen auf Über- oder Unterspannung zu überwacht sowie das Balancing übernimmt. Die Signale vom BMS (Laden resp. Entladen erlaubt oder nicht) verbindest Du dann mit den Ladegeräten und den Verbrauchern. Ich habe das 123 Smart BMS (https://123electric.de/de/3-123smartbms), das über eine serielle Verbindung zusätzlich mit dem Victron System kommunizieren kann. So sehe ich online alle wichtigen und unwichtigen Details 🙂 Viele Grüsse nach Kalifornien!